Krummhörn: Rockkonzert mit Neonazis

Auf dem Gelände des Lohnunternehmers Friedrich Voß im Krummhörner Ortsteil Canum findet am Samstag, 5. August, ein Rockkonzert statt, auf dem zum 2. Mal nach 2022 Bands mit Musikern aus der rechtsextremen Szene auf der Bühne stehen sollten. Als Main Act war die Böhse Onkelz – Coverband „Gehasst-Verdammt-Vergöttert“ (GVV) vorgesehen.

Das Recherche-Netzwerk Exif Recherche berichtete 2018 über die Band:

Die Mitglieder der Band sind allesamt bekannte Neonazis, die auch in anderen Rechtsrock-Bands spielen: Marco Eckert, «Combat 18»-Mitglied aus Grube in Ostholstein und Musiker der C18-Band «Oidoxie» spielt an der Gitarre, am Schlagzeug sitzt Falk Pirnke aus Nordkirchen, ehemaliges Bandmitglied von «Oidoxie». Frontmann der Band ist Patrick Janssen aus Potsdam, der als Sänger der neonazistischen Band «Faust» bekannt ist. Am Bass findet sich Dirk Mewis aus Wismar, der zugleich Mitglied der Band «Vidar» ist.

Die Band «Gehasst-Verdammt-Vergöttert» versucht sich in sozialen Medien als unpolitisch darzustellen um so ein größtmögliches Publikum zu erreichen. Für ihre Auftritte greifen sie dennoch gerne auf ihr Neonazinetzwerk zurück.

Lt. der Initiave „Keine Bühne für Nationalist*innen“ sei die Böhse Onkelz-Fangemeinde bekanntermaßen ein Türöffner in die rechte Szene und trage mit ihren Konzerten zur Finanzierung von Neonazi-Strukturen bei. Weiter berichtet die Initiative über das 1. Konzert der Band  GVV in der Voß’schen Lagerhalle in Canum am 06.08.2022, bei dem im Publikum augenscheinlich mehrfach der Hitlergruß gezeigt wurde. Für die Sicherheit soll u.a. der von zahlreichen Neonazi-Veranstaltungen bekannte ‚Nordland Sanitätsdienst‘ gesorgt haben. Wo der einzuordnen ist, zeigt dieser Aufruf in den Sozialen Netzen:

Trotz dieser eindeutigen Verbindungen in die rechtsextreme Szene, trotz eines Bandlogos mit übergroßer 28  (der 2. und 8. Buchstaben des Alphabets, B und H –  Symbol für das in Deutschland seit 2000 verbotene Neonazi-Netzwerk ‚Blood and Honor) sahen und sehen der Landkreis Aurich und die Bürgermeisterin der Gemeinde Krummhörn offenbar keinen Anlass, auf den Fuhrunternehmer Friedrich Voß einzuwirken, dieses Konzert abzusagen. Nach unbestätigten Aussagen eines facebook-Nutzers soll er von Seiten der Polizeibehörden nur vor möglichen Aktionen ‚linker Aktivisten‘ gewarnt worden sein.

Die Friedrich Voß GmbH & Co. KG in Canum hat nun offenbar nach den kritischen Berichten in der regionalen Presse zwei der Bands mit rechtsextremen Verbindungen wieder ausgeladen. Die Inhaber der bereits im Vorfeld an die Szene verkauften Eintrittskarten und der ‚Nordland Sanitätsdienst‘ werden aber sicherlich kein ‚unpolitisches‘ Rockkonzert erleben wollen – insofern rufen Kreisvorstand und Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Landkreis Aurich zusammen mit weiteren Initiativen zur Teilnahme an einer Protestveranstaltung am Samstag, 05. August 2023 um 18:15 Uhr beim ALDI-Parkplatz Ortsausgang Pewsum in der Handelstraße 2 auf:

Achtung: Anders als auf obigem Plakat angekündigt wird nun das Zeichen gegen Rechts nicht vor dem ALDI-Markt, sondern an der Bushaltestelle am Ortsrand von Canum stattfinden. Die sog. ‚Mahnwache‘ ist bei den Behörden angemeldet.

Das Bündnis veröffentlichte am 03.08.2023 folgende Pressemitteilung:

Keinen Zentimeter für Rechte Gesinnung

ndnis sagt Nein zum Konzert mit rechtem Gedankengut in der Krummhörn
Ein Bündnis aus „Aurich zeigt Gesicht, dem Kreisverband und der Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und den Omas gegen Rechts
verurteilt aufs entschiedenste, dass der Lohnunternehmer Voß aus Coldewehr sein Firmengrundstück für ein Konzert mit eindeutig der rechtsextremen Szene zuzuordnenden Bands zur Verfügung stellt. Sich damit herausreden zu wollen, dass man das Grundstück ja nur einem Veranstalter zur Verfügung gestellt hat und nicht genau wisse, welche Bands dort spielen werden, sei blauäugig. Damit wird er zum Steigbügelhalter für einen rechten Treffpunkt in Ostfriesland.
Wir warnen davor, bekannten Neonazis durch das Konzert eine öffentliche Plattform zu bieten um Hass und Hetze weiter zu verbreiten. Der Kreistag hat schon vor einigen Jahren in einem ähnlichen Fall eine gemeinsame Resolution aller Fraktionen verabschiedet. Darin heißt es im letzten Satz: „Wir als demokratisch gewählte Kreistagsmitglieder stehen für eine offene, vielfältige Gesellschaft. Rechtsextreme, linksextreme, rassistische und verfassungsfeindliche Parteien jeglicher Art haben bei uns im Landkreis Aurich keinen Platz“.

Doch in einer Zeit, in der die gesellschaftliche Spaltung rasant vorangeht und in der der Nazismus immer offener sein Haupt erhebt, ist es mit Worten nicht getan.
Das Bündnis aus „Aurich zeigt Gesicht“, dem Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen, der Grünen Kreistagsfraktion und den Omas gegen Rechtsfordern den Lohnunternehmer Voß auf, dem Veranstalter die Genehmigung für das Konzert mit diesen rechtsextremen Bands zu entziehen. Rechtsextreme Gesinnung und deren Musik darf im Landkreis Aurich kein Raum gegeben werden. Wir unterstützen daher auch ausdrücklich die Gruppe Partnerschaft für Demokratie Landkreis Aurich, klar Gesicht und Zivilcourage für eine offene Gesellschaft und gegen Rechts zu zeigen

 

 

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